Freitag, 21. September 2012

Domani, domani!


Hallo Freunde, Verwandte, Bekannte und Menschen des Internets!

Ja, wir leben noch. Ja, das Haus steht noch, ja uns geht es gut. Es ist nur minimal stressig. Ich mein, ist nicht so, dass wir irgendwo in New York, London oder Paris rumchillen könnten, Rom ist da schon ne andere Hausnummer!
Das Leben hier ist toll. Einfach alles hier ist aufregend. Die Menschen sind aufregend, Einkaufen ist aufregend, Metrofahren ist aufregend, und sogar das Passato Prossimo kommt mir spannender vor als im Italienischunterricht in Deutschland, wenns mit nem sizilanischen Dialekt erklärt wird. Mit den kleinen Unzulänglichkeiten der Wohnung arrangieren wir uns auch immer besser. Plus der Woche: die Klospülung funktioniert, es gibt wieder kaltes Wasser in der Küche und wir haben jetzt eine Halterung für den Duschkopf! Leider geht die Bad-Tür immer noch nur mit Gewalt zu, das Waschbecken ist latent lose und wenn man Wasser laufen lässt riecht es ab und an nach Eiern. Aber hey! Babysteps, nicht wahr?
Der Sprachkurs läuft besser als erwartet, und mein Italienisch wird immer besser (grazie mille, Kathi!), und auch mein Englisch wird gefordert (ta very much, Anni!). Wenns so weiter geht, hab ich Deutsch ganz vergessen, bis ich wieder in Castrop verweile!
Die Mückenstichanzahl steigt derweil stetig, im Schnitt kann man sagen, dass pro Nacht so vier bis sechs neue dazukommen. Auch im römischen Bürokratie-Dschungel werde ich mittlerweile immer besser. Wobei „domani“ inzwischen ein Wort ist, das mir die Nackenhaare hoch treibt, muss ich schon sagen. Trotzdem habe ich gelernt, dass man mit Calma doch mehr erreicht, als mit Arrabiata!
Zum Abschluss hier noch ein paar Gedanken die ich schon oder noch nicht hatte, seit das Abenteuer Auslandssemester vor knapp drei Wochen angefangen hat:

Gedanken, die ich in drei Wochen Rom schon hatte:
Gedanken, die mir noch nicht gekommen sind:
·      Hier könnt man mal fegen.
·      Direkt nach dem nächsten Fegen: hier könnt man mal fegen.
·      Bis 2 Uhr Plätzchen backen ist eine fabelhafte Idee!
·      Bis 2 Uhr Plätzchen backen ist keine fabelhafte Idee. Ich bin müde, sprich mich nicht an. Aber die Plätzchen sind fabelhaft!
·      Mist, ich habe vergessen, dass die Waschmaschine nur auf „J“ funktioniert, und jetzt pumpt sie nicht ab
·      Den Duschkopf beim Duschen nicht festhalten zu müssen wird viel zu wenig gewürdigt!
·      Vielleicht muss ich doch nicht sterben, weil mich keiner versteht!
·      Ich liebe meine Mitbewohnerinnen <3 
·   Mensch, der Bus kam aber pünktlich!
·   Da muss noch n bisschen Oel dran.
·   Ich sollte Köchin werden!
·   Jetzt frier ich aber doch n bisschen..
·   Jetzt ne runde McDonalds
·   Ich hab Hunger
·   Unsere WG ist so langweilig..

Soviel zum aktuellen Update aus der Höhle der blauen Sau, schön dass ihr alle (noch) da seid, ci vediamo!

Nina

Freitag, 7. September 2012

Mein Gehirn ist italengleutsch.

Gedanken unter Römern
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Das gute an Auslandssemestern ist, dass du Fremdsprachen sprechen kannst. Das schlechte ist, dass du Fremdsprachen sprechen musst. Mit italienischen Vermietern und australischen, deutschen und peruanischen Mitbewohnern kann da das Gehirn schonmal ausklinken, und dann steht man am Bahnhof, begrüßt den Fahrkartenverkäufer mit "Ciao", macht weiter mit "One trainticket for september, please" und schließt ab mit "Adios". Führt zwar zum gewünschten Ergebnis, ich hab n Zugticket. Aber der Blick vom Verkäufer war verwirrt bis amüsiert.
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Heute sind wir viel gelaufen. Heute sind wir Viel gelaufen. Heute sind wir VIEL gelaufen. Nadine ist enthusiastisch. Was gut ist, weil sie sich auskennt, und wir an den meisten Attraktionen so den Tour-Guide sparen können. Ich bin dann dafür da, in Erinnerung zu rufen, dass wir ein halbes Jahr haben, wir ergänzen uns also ganz gut! Problem an Rom: sie hat vermutlich recht, ein halbes Jahr reicht genauso wenig wie eine Woche. Denn das Ding ist, du gehst um die Ecke und hast eine Sehenswürdigkeit. Und schon auf dem Weg zur nächsten Sehenswürdigkeit hast du elf neue Sehenswürdigkeiten. Man ist also tatsächlich gut beschäftigt. Macht sich allerdings auch bezahlt, auch wenn man den tatsächlichen Blick vom Petersdom braucht, um zu verstehen, warum der Blick von einer Kirche für 500 (!!) Treppenstufen entschädigen soll! Aber, glaubt mir: tut er. (Dabei spricht mehr der Tourist und Ästhet als der Anti-Sportler aus mir, aber dem kann man eh nicht glauben.)
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Unsere WG ist eine Fundgrube. Das heißt nicht immer, dass wir das, was wir finden, auch finden wollen, oder dass das, was wir finden, gefunden werden sollte, wirklich nicht. Nein nein, wirklich. Manchmal sind es nützliche Sachen, die wir finden, wie zum Beispiel eine handbetriebene Küchenmaschine, Gartenstühle auf dem Balkon und Matratzen unterm Dach. Manchmal allerdings...
Hier ein Top 5 der seltsamsten Dinge, die wir in unserer Wohnung bisher gefunden haben:
5. ein aus Ton gebasteltes Jesusbaby, das verstörende Ähnlichkeit mit Damien aus "Das Omen" hat
4. Eine Sammlung CDs neben einer fragwürdigen Anlage, unter anderem mit Klassikern wie Amy Winehouse und einer selbstgemachten CD mit Mulan, Queen und Natalie Imbruglia.
3a. Partyzubehör auf einer Zwischenebene über dem Badezimmer (like.. what!?)
3b. eine Zwischenebene über dem Badezimmer (..?!?)
2. Skier im Hausflur
1. eine Lampe, auf der Werbung für den Energydrink "Die blaue Sau" ist, der laut Aufschrift für 50% der Tagesdosis Energy und Power sorgen soll, und sogar 100% Fun und Sex! Die Lampe fungiert seither als Namensvetter unserer WG.

Donnerstag, 6. September 2012

Neues aus der WG "Zur blauen Sau"



Liebste Grüße aus Rom an euch alle!
Es liegen aufregende, anstrengende, nervenaufreibende, spannende und auf jeden Fall ganz tolle Tage hinter uns!
Zunächst einmal war es eine gute Idee, mit dem Zug zu fahren – weniger Stress, dachten wir uns. Aber da war ja noch das umsteigen – gar nicht mal so leicht mit zwei Koffern. Schlimmer kam es dann, als wir endlich in Rom angekommen waren (nachdem wir unsere Tickets für die Metro hatten – die Suche nach dem Passierschein A38 ist nichts dagegen!!) mussten wir ja noch in die Wohnung gelangen. Also jede mit zwei Koffern bepackt den Berg rauf – im strömenden Regen. Eine wahre Freude. Zumindest, bis ein Italiener kam, mir mit einem „Serve aiuto?“ den einen Koffer aus der Hand nahm und mir dafür sogar seinen Regenschirm überließ und mir meinen Koffer trug, bevor ich sagen konnte, dass etwas Hilfe wirklich toll wäre. So kamen wir dann Dienstagmittag in unserer Wohnung an. Unsere australische Mitbewohnerin Annika lies und rein – und sie ist wirklich eine Seele von einem Menschen. Unglaublich lieb und wir verstehen uns super. Unsere andere Mitbewohnerin heißt Katherine, aber sie ist sehr beschäftigt mit ihrem Job, sodass wir sie kaum sehen – nett ist sie aber auch. Die letzte im Bunde ist nach wie vor nicht eingezogen, sodass wir sie nicht kennen lernen konnten. Dafür kennen wir bereits die Jungs aus der WG über uns, die uns am ersten Abend zu selbstgemachter Pizza eingeladen haben. Von einem echten Italiener zubereitete Pizza – es wird schwer sein, dass zu toppen! Wir hatten so einen sehr netten Abend mit den Jungs und sobald unsere Wohnung etwas hübscher ist, werden wir uns sicher mit einer Einladung revangieren.
Zuerst müssen wir aber noch einiges regeln. Einen Codice fiscale haben wir (und es hat uns bloß vier Stunden gekostet), aber der Rest fehlt noch. Mietvertrag, Wohnung anmelden, Certificate of Arrival… aber piano, piano, das kommt alles mit der Zeit noch. So haben wir uns auch schon die Zeit genommen ein paar Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Die Basilika St. Paul vor den Mauern (klar, die ist ja auch direkt um die Ecke) ist und bleibt wohl eine der schönsten Kirchen Roms, auch, wenn wir feststellen durften, dass in sieben Päpsten die Welt untergeht… Das Kolosseum hat schon ein paar Päpste mehr auf dem Buckel, aber es ist dennoch wahnsinnig beeindruckend, genauso wie die äußerst wichtigen und wertvollen Ruinen daneben, besser bekannt als Forum Romanum. Dahinter liegt das Monumento Vittorio Emmanuelle II, den Römern sehr verhasst, aber doch ein beeindruckender Anblick. Anschließend versuchten wir noch, die kapitolinische Wölfin zu bestaunen – aber was auf Photos immer groß wirkt, ist in Wirklichkeit sehr, sehr klein, niedlich, möchte man sagen. Morgen geht es dann weiter, Petersdom, Engelsburg… die Bürokratie kann warten. =)
Und das Eis, vergesst das Eis nicht!!