Sonntag, 23. Dezember 2012

Buon Natale!



Ein letztes Mal in diesem Jahr senden wir euch die allerliebsten Grüße aus Rom.
Bald ist es soweit und wir brechen in die Heimat auf um Weihnachten und Silvester dort zu verbringen und wir freuen uns schon, euch alle wiederzusehen!
Zuvor wollen wir euch aber vom weihnachtlichen Rom berichten – ja, auch das gibt es. Es hat lange gedauert, wir fragten uns schon, ob es hier einfach nicht üblich ist, zu Weihnachten zu dekorieren, aber dann ging es doch los, wenn auch spät. Zunächst stolperten wir nur dann und wann über den typisch italienischen Weihnachtskuchen Panetone, dann fing es auf einmal an überall zu leuchten und zu blinken. Italienische Weihnachtsdeko unterscheidet sich in diesem Punkt sehr von der deutschen: Hier ist nichts dezent, nein, es muss auffallen, leuchten, bunt sein und vor allem – blinken. Wir sehen also davon ab, die blinkenden, grellbunten Lichterketten zu lange anzusehen, denn wir fürchten, dies könnte epileptische Anfälle auslösen – aber unsere italienischen Mitbewohner sind begeistert.
Für mehr Weihnachtsstimmung mussten wir aber eine Reise tun und so verbrachten wir das Wochenende des zweiten Advents in den Städten Padua, Venedig und Verona. Abgereist sind wir bereits am Donnerstagabend mit dem Bus von Rom – und mit nur ungefähr einer Stunde Verspätung, dafür aber ohne Ninas Handy, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, ein herber Verlust. Im Bus zu schlafen war – wie zu erwarten – nicht besonders gemütlich und wir waren alle ziemlich kaputt als wir am nächsten Morgen in Padua ankamen, sodass wir uns erst einmal mit überteuertem Cappuccino und überteuertem Brioche Cioccolato stärken mussten. Dann ging es – trotz unserer Müdigkeit – schon weiter in den botanischen Garten der Stadt Padua. Nun ist es Winter und im Norden Italiens auch wesentlich kälter als hier in Rom, sodass nicht nur wir sehr gefroren haben sondern auch die meisten Pflanzen nicht mehr in Blüte standen – zu einem anderen Zeitpunkt wäre es also vielleicht schöner gewesen. Mittags waren wir in der Mensa, wo die Menge an Essen die gleichen Ausmaße hat wie hier in Rom sodass wir im Anschluss in unser Hotel zurück rollen konnten, wo wir, immer noch erschöpft von der letzten Nacht, unsere Freizeit mit Schlafen verbrachten. Als wir wieder erwachten hatte es begonnen zu schneien! Der erste Schnee für uns in diesem Winter! Freilich war es nicht so viel wie zuhause in der Eifel, aber doch ein kleines bisschen und schön anzusehen allemal. Vor allem einer unserer Mitreisenden war ganz aus dem Häuschen, denn er kommt aus Malta und hatte noch nie zuvor Schnee gesehen. So fand unsere Führung durch Padova im Schnee statt, aber die Kälte tat der Schönheit des Ortes keinen Abbruch. Abends waren wir dann noch in einem deutschen Restaurant, das den sehr deutschen Namen „Oktoberfest“ führte. Sogleich machten wir uns die größten Hoffnungen – endlich deutsches Essen, vielleicht sogar richtiges Brot, das tatsächlich nach etwas schmeckt! Es gab dann Pizza – wir waren ein bisschen enttäuscht, obwohl die Pizza gut war.
 

Am nächsten Tag ging es auf nach Venedig. Auch dort war es kalt, aber wir hatten Glück, kein Schnee, kein Regen und vor allem: Kein „acqua alta“, das berüchtigte venezianische Hochwasser verschonte uns. So konnten wir trockenen Fußes durch die Stadt schlendern, nur jene unter uns, welche sich extra Gummistiefel gekauft hatten, waren ein wenig enttäuscht. Nach drei Monaten in Rom war die Ruhe ganz ungewohnt. In Rom ist immer was los, es ist immer recht laut, alle nutzen das Auto (Nina und ich würden hier nie Auto fahren, immerhin wollen wir überleben) und ständig wir gehupt (nicht, weil es dazu einen Grund gäbe sondern nur, um den Verkehr am Laufen zu halten). In Venedig gibt es dagegen keine Autos. Nicht nur Polizei und Rettungsdienste nutzen Motorboote, sondern auch Privatpersonen und dazwischen schlängeln sich die Gondeln durch die Kanäle. Es ist also ruhiger als in Rom, aber ungefähr genauso schön. Schmale Gassen, kleine Kanäle und bezaubernde Brücken, dazu die Piazza San Marco und überall venezianische Karnevalsmasken – Nina und ich konnten nicht widerstehen uns welche zu kaufen. Auch ansonsten hat es uns ausnehmend gut gefallen, ganz besonders abends, zur so genannten „blauen Stunde“, wenn Himmel und Wasser den gleichen Blauton annehmen und alles plötzlich noch viel schöner zu sein scheint. Wir haben Photos gemacht, aber im Grunde genommen, müsst ihr selbst hinfahren, um diese Schönheit zu erleben. 



Den dritten Tag verbrachten wir schließlich in Verona. Jetzt werdet ihr alle denken „Ahhh, Romeo und Julia“ und das traurige ist – das denken auch alle Menschen in Verona. Man kann kaum durch die Stadt gehen, ohne an die beiden erinnert zu werden, überall werden Souvenirs mit den beiden verkauft und die eigentliche „Casa di Giulietta“ ist nicht einmal besonders hübsch. Es gibt ein Shakespeare-Museum und eine Statue der Julia, mit der sich alle Touristen photographieren lassen, während sie ihr an die Brüste fassen – ob das Glück bringt, weiß ich nicht, aber ich bin mir relativ sicher, dass das kein Brauch ist, der Romeo gefallen dürfte.
Der Rest der Stadt ist eigentlich ganz hübsch, es gibt ein altes Amphitheater (obwohl unser Kolosseum freilich viel hübscher ist!) und einen deutschen Weihnachtsmarkt, auf dem ich Glühwein getrunken habe – ein bisschen deutsches Weihnachtsfeeling. 


Dann ging es zurück nach Rom, die Busfahrt war lang, aber um sie uns zu verkürzen, wurden Preise verliehen:
An den Iren, der am meisten getrunken hatte,
an den Malteser, weil er so begeistert gewesen ist,
an das deutsche Mädchen (sprich: Ich), weil es immer pünktlich war – wie viel Klischee ist das? Die Deutschen waren pünktlich. Dabei waren auch wir nicht wirklich pünktlich, wir waren zu spät, nur waren wir immer noch früher als der Rest und so habe ich einen Kalender für das kommende Jahr geschenkt bekommen und mich durchaus amüsiert, bin ich doch in Deutschland nun wirklich nicht dafür bekannt, pünktlich zu sein.
Bei unserer Ankunft in Rom waren wir ziemlich müde, aber nicht so müde, dass wir eine große Änderung im Stadtbild übersehen hätten: Da stand er, groß, majestätisch erleuchtet und ausnahmsweise nicht blinkend: Ein Weihnachtsbaum auf der Piazza Venezia. An diesem Abend war das alles, was wir sehen sollten, denn wir waren zu müde, und noch auf den Weg in die Stadt zu machen, aber nun ist es also offiziell: Es ist Weihnachten in Rom!
In den folgenden Tagen sollten wir noch mehr davon entdecken. Es fängt mit Schmuck in den Fenstern und Süßigkeiten in den Geschäften an, geht über Lichterketten in den Straßen und endet schließlich bei Weihnachtsbäumen überall in der Stadt: Auf der spanischen Treppe, am Kapitol, an der Piazza Venezia, vor dem Kolosseum und selbstredend im Vatikan auf dem Petersplatz. Der absolute Höhepunkt aber ist der Weihnachtsmarkt auf der Piazza Navona, so sagte man uns. Mit hohen Erwartungen machten wir uns also auf den Weg, deutsches Weihnachtsfeeling wäre schon schön, denn bei 15°C ist das gar nicht so leicht zu bekommen. Tatsächlich war es auf der Piazza Navona recht voll, die üblichen Stände der Künstler waren fast gänzlich riesigen Buden gewichen, die entweder überteuerte Süßigkeiten, kitschige Weihnachtsdeko oder billigen Modeschmuck verkauften. Außerdem schwebten Luftballons für die Kleinen über den Platz – aber mehr nicht. Das war dann doch enttäuschend, dieser Weihnachtsmarkt hatte eher etwas von einem Trödelmarkt und wir blieben nicht allzu lange. Dafür erkundeten wir den Rest der Innenstadt und das ist lohnend. Freilich glitzert und blinkt es auch hier, aber doch nicht auf ganz so hoher Frequenz. Dafür stehen überall Weihnachtsbäume, die Via del Corso wird von einem gewaltigen Lichterteppich überspannt und auch in anderen Hauptstraßen finden sich (von Mercedes gesponserte) Weihnachtsbäume. Mit Sicherheit ist das alles bunter und heller als in Deutschland, weniger besinnlich, aber dennoch einen Besuch wert, besonders, weil grade jetzt kaum Touristen in der Stadt sind, und man ganz entspannt durch die Stadt bummeln kann! Einziges Manko: Die Krippe im Vatikan wird erst zu Heiligabend enthüllt und somit war uns dieser Anblick noch nicht vergönnt, wohl aber konnten wir den in Weiß und Gold geschmückten Weihnachtsbaum vor der Kulisse des angeleuchteten Petersdoms bestaunen. Bei unserer Rückkehr um Mitternacht gönnten wir uns dann sogar noch ein Eis in unserer Lieblingseisdiele – ja, zu der Uhrzeit und ja, zu der Jahreszeit – muss man Rom nicht lieben? 

 Aber selbstredend ist Rom nicht nur zum Eis essen geeignet, in letzter Zeit waren wir recht häufig auswärts essen und haben so einige gute italienische und ein chinesisches Restaurant entdeckt, in welchem man als Dessert frittierte Nutella bestellen kann – das wollte dann aber keiner von uns ausprobieren. Anlass zu all diesen Restaurantbesuchen gab uns die Verabschiedung Camilles in die Weihnachtsferien, der Geburtstag Kathis sowie die Verabschiedung Gessicas, welche nun zurück nach Sizilien zieht – aber nur für kurze Zeit, denn ab Februar wird sie in Stuttgart arbeiten und wir haben bereits fest eingeplant, sie zu besuchen! Gessicas Nachfolgerin ist übrigens auch schon eingezogen, ihr Name ist Madoka, sie ist 19 Jahre jung und aus Japan nach Rom gezogen um eine Ausbildung zur Köchin zu machen. Leider scheitert die Kommunikation zumeist an der Sprachbarriere und treibt Ninas Blutdruck gehörig in die Höhe. 
Aber davon haben wir ja nun erst einmal Ruhe, erst einmal geht es nach Deutschland und wir freuen uns schon sehr auf Schwarzbrot, Öfen die ohne Gas funktionieren und vor allem auf unsere Lieben!
In diesem Sinne bis bald!
Wir wünschen einen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr! Buon Natale! 

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